Fokussierter Ionenstrahl (FIB)

Präparation und Analyse von Nanostrukturen mittels fokussiertem Ionenstrahl (FIB)

Der fokussierte Ionenstrahl (FIB) ist ein Analysetool, das in der Halbleiterbauelementfertigung zur Prozesskontrolle und Fehleranalyse eingesetzt wird. Durch die fokussierten Ionenstrahlen werden beispielsweise Querschnitte in Proben erzeugt oder Gräben und Kanäle gesputtert. So werden gezielt Stellen in der Probe freigelegt, die für weitere Analysen interessant sind.

© Kurt Fuchs / Fraunhofer IISB

Wir bieten einzigartige Flexibilität bezüglich Material und Querschnitttiefe

Mithilfe unserer Zweistrahl-Anlagen am Fraunhofer IISB, bestehend aus einem Rasterelektronenmikroskop (REM/SEM) und dem fokussierten Ionenstrahl, können wir beliebige Materialien zeitgleich und auf den Nanometer genau abbilden und bearbeiten. Die Probenpräparation mit dem FIB kann an verschiedenen Zeitpunkten in der Bauelementherstellung angewandt werden, beispielsweise bereits, um Wachstumsdefekte freizulegen oder zur späteren Untersuchung defekter Bauelemente, z.B. wenn Schaltprozesse nicht funktionieren. Hierdurch ist eine Fehleranalytik in aufgebauten Systemen genauso möglich wie die Darstellung von Dotierungs- und Schädigungsverläufen implantierter Bauelemente, die Querschnittsanalyse in einem Schichtsystem oder die lokale Prozesskontrolle auf Wafern.

In Verbindung mit vielseitigen Liftout-Systemen werden beliebige Geometrien punktgenau aus dem Material herausgehoben und für weitere Analysen in andere Systeme (TEM, X-Ray-Tomographie etc.) eingebracht. Unterschiedlichste integrierte Detektoren wie STEM, EDX oder EBSD ermöglichen eine direkte Materialanalyse im System, in Dimensionen von Nanometern bis mehreren hundert Mikrometern.

Am Fraunhofer IISB arbeiten wir mit zwei FIBs, der Plasma-FIB und der Gallium-FIB. Das Zusammenspiel der unterschiedlichen Ionen-Systeme erlaubt es, die ganze Vielfalt an Anwendungsfeldern abzudecken. Durch das Plasma-FIB-System mit Xenon-Ionen können wir in sehr kurzer Zeit große Areale und Tiefen bis zu mehreren hundert Mikrometern bearbeiten, wohingegen mit dem Gallium-FIB-System Präparationen von TEM-Lamellen oder Nadeln, sog. Pillars, mit einer hohen Genauigkeit von < 90 nm Dicke realisiert werden können. Mittels entsprechender Software erstellen wir aus Querschnitten 3D-Tomographien und 3D-Modelle, die Mikrostrukturen, Porositätsänderungen oder lokale Defekte wie Wachstumsdefekte in Kristallen sichtbar machen. Auch können hier zusätzlich die unterschiedlichen Detektoren eingesetzt werden (z.B. 3D-EDX oder 3D-EBSD).

Unsere über Jahrzehnte aufgebaute Erfahrung mit den unterschiedlichsten Materialien eröffnet eine lange Liste an Präparations- und Analysemöglichkeiten von Halbleitermaterialien über Polymere, Gläser, Diamant, Knochen, Metalle, Kristalle, Keramiken, …

Flying Cube

© Elisabeth Iglhaut / Fraunhofer IISB
Sketch of Flying Cube strategy in a dual beam FIB System

Das schnelle, kostengünstige und reinraumtaugliche Präparationsverfahren, patentiert vom Fraunhofer IISB

Der Ionenstrahl streut am Beginn jedes Schnittes in Form eines Gaußprofils, wodurch die Eintrittsstelle verrundet wird. Das würde ohne Schutz- oder Pufferschicht dafür sorgen, dass oberste Schichten nicht analysiert werden können, da sie ungenau abgetragen wurden. Eine bisher gängige Herangehensweise ist darum, vor der Bearbeitung mittels FIB beispielsweise eine Platinschicht auf die Probe aufzutragen, um die Kantenabrundungen abzufangen. Dieses Verfahren dauert allerdings ca. 1h und ist somit relativ zeitaufwändig. Außerdem können Wafer, auf die Platin abgeschieden wurde, nicht zurück in den Reinraum und gelten als kontaminiert.

Das am Fraunhofer IISB entwickelte und patentierte Verfahren des Flying Cubes löst diese Probleme: Bei dem Flying Cube handelt es sich um ein Stück Silizium, das mit einer Nadel stabilisiert wird und über der Probe schwebt. So durchschneidet der FIB zuerst das Silizium und zwar ohne, dass dieses Spuren auf der Probe hinterlässt. Eine Platinschicht ist nicht mehr nötig. Dieser Würfel ist flexibel und schnell einsetzbar, das Verfahren beansprucht ca. 30 Minuten, je nach Routine auch deutlich weniger. Außerdem kann der Si-Cube bis zu 20x wiederverwendet werden und ist somit auch deutlich kostengünstiger und reinraumtauglich.

Einzelne Präparationsschritte Xe-Plasma-FIB auf SiC (Querschnittsbreite 70 µm und Tiefe 10 µm)

Zeitdauer

Standard-Querschnittsstrategie

Flying Cube

Pt-Abscheidung (ebid, 200 nm) 6 min  
Pt+C-Abscheidung (ibid, 10 μm) 20 min  
Aufnehmen des Si-cubes (nur bei der ersten Verwendung eines Flying Cubes erforderlich)   (15 min)
Flying Cube Positionierung
  1 min
Querschnitt Grobschnitt 15 min  
Querschnitt Feinschnitt 21 min 4 min
Niedrig-kV-Politur für Dotierkontrast-REM-Modus (optional) (3 min)  
Zeitdauer insgesamt bis zur SEM-Bildgebung

62 min (+3 min)

5 min (+ 15 min)

© Fraunhofer IISB
REM-Aufnahme des Flying Cube in einer Xe-Plasma-FIB während der Querschnittspräparation einer Photoresiststruktur
© Fraunhofer IISB
Vergleich der verschiedenen optimierten Querschnittsstrategien in einer Xe-Plasma-FIB auf SiC-Substrat im Dotierstoff-Kontrast-SEM-Modus
© Fraunhofer IISB
Hochtopographische PMMA-Lochstrukturen: Querschnittspräparation mit Standard-Pt-Abscheidung (oberes Bild) und mit der Flying-Cube-Strategie (unteres Bild) in einem Xe-Plasma-FIB